Der Regen prasselt auf das Kajütdach, wie so oft in den letzten Wochen. 28. Tag von Little Wonders Odyssee. Die Reise nähert sich ihrem Ende. Auch meine Ferien gehen in die letzte Woche. Wehmut? I wo! Ich freue mich jetzt wieder auf zu hause. Doch vor mir liegt noch der große Trail (mit Boot und Anhänger über die BAB), immer ein Abenteuer für sich.
Schon den ganzen Morgen sitzt eine Möwe hinter meinem Schiff auf dem Stegpfosten und schaut zu mir in die Kajüte. Der Regen scheint sie nicht zu stören oder will sie zu mir ins Trockene und RSH hören? Radio Schleswig-Holstein; mein treuer Reisebegleiter in jedem Hafen. Ebenso war mein Tagebuch ein wichtiger Teil der Reise. Wichtiger noch die Gedanken in den stillen Stunden, die ich beim Schreiben verbrachte. Ich denke, dass man nirgends so zu sich selbst finden kann wie auf See in einem Schiff alleine, mag es noch so klein sein - oder gerade dort?
Was waren die Highlights dieser Reise? Sicher war es der Besuch von Horst an der Schlei und der schöne Törn von Schleswig nach Arnis. Sicher war es der Sprung über den „Teich“ von Maasholm nach Höruphavn in Dänemark. Sicher war es das schöne Gefühl unter vollen Segeln in den Hafen Sonderborg einzulaufen, vorbei an der alten Festung. Auch war es das Aufatmen des überstandenen Wetters beim Anlaufen des Hafens Langballigau. Doch es waren nicht minder die schönen Segeltage an der Schlei inmitten einer unbeschreiblich schönen Landschaft. Zwei neue Freunde habe ich gewonnen: Olaf und Bärbel von der Gioia. Und das wird die Reise zu hause am Edersee fortsetzen. Zwei Schiffe am Edersee werden nächstes Jahr zur neuen Segelsaison nicht mehr sein wie vorher: die Gioia und Little Wonder. Sie werden unter der Backbordsaling den Stander vom Arniser Yachtclub führen und beständig an ihre schönen Reisen im Sommer 1989 erinnern mit Salzwasser und frischer Brise.
Die Möwe ist aufgeflogen, wer weiß wohin? Der immer noch währende Regen stört mich nicht. Er gehört hierher wie der Sonnenschein und der Wind. Als Segler auf einem kleinen Schiff lernt man mit der Natur und dem Wetter zu leben und kommt schnell ins Schwärmen.