Es fing alles wieder in Hann.Münden an. Irgendwann am Abend verließ ich die frohe Runde an der Vereinstheke des Mündener Kanu-Clubs und verkroch mich in meinem Bulli. Mein Kajak war schon gepackt und lag vor mir auf der Wiese, den Bug in Richtung Fuldaschleuse gerichtet.
Später in Mecklenburg-Vorpommern auf der Biber-Zeltwiese am Labussee habe ich meine Tour als Taugenichts im Sinne Eichendorffs so beschrieben:
Taugenichts „on Tour“
Oh wie ich das genieße
auf der Biberwiese.
Von allem ruhn,
nichts zu tun,
als dafür zu sorgen,
dass bis morgen
es mir gut ergeht.
Nichts zu spät,
nichts zu früh.
Ohne Müh’
flattert die Zeit
im Herzen weit.
Immer dem Wasser nach zu bummeln, ist sicher nicht das Schlechteste, was man tun kann. Modern nennt man das „Entschleunigung“. Und immer reisen auf der Weser die
Erinnerungen und Geschichten mit.
So dachte ich bei jeder Seilfähre auch an „den Fährmann Hannes“, von dem eine meiner Geschichten erzählt.
Die Weser von Hann.Münden bis Minden ist ein Fluss, der zum Verweilen und Träumen anregt.
Unterbricht man das Paddeln, dann trägt er ruhig und beständig weiter. Auf seinem Grund liegen wohl zahlreiche dicke Gesteinsbrocken, an denen sich die Strömung verwirbelt. Das Wasser drückt dann nach oben und bildet „Pilze“ an der Oberfläche, die mitunter kräftig zupacken und das Boot drehen. Doch mit einigen Paddelschlägen geht es wieder flott voran.
„Der „Weserolm“ hat mich wieder am Arsch gepackt“, sagte ich still vor mich hin, als ich den ersten Dreher spürte. Aber wir kennen uns vom Marathonpaddeln. Da hilft er schieben, wenn ich ihn besänftigt habe mit einem Griff ins Wasser.
Den ersten Schluck aus meinem abendlichen "Manöverbier" bekommt er sowieso. Und er vergisst nichts!
Manchmal nenne ich es auch „Anleger“, wenn mein Zelt und mein Kajak auf meiner Wiese abends aufgebaut sind.
Gleich hinter der Fuldaschleuse am Weserstein vorbei empfängt mich auch das Wasser der Werra und ich schwimme auf meiner Weser. Ich lege das Paddel ab und greife mit beiden Händen in das Wasser, so als ob ich ihr die Hand reichen wolle. Sie heißt mich willkommen und wir vereinbaren, es dieses Mal langsam anzugehen. Zurückgelehnt höre ich auf ihr leises Gurgeln und die Geräusche von den Ufern her.
„Nun paddele mal wieder“, ermahnt sie mich. Es geht gut voran. Ich will nach Beverungen, doch wieder lasse ich es in Bad Karlshafen genug sein. Keine Zeit treibt mich.(Fortsetzung folgt)